Hamburg Tag 2: Ruhig bleiben, derbe shoppen und Kaffee trinken
Es wäre nicht das erste Mal, dass jemand im dezenten Übergangsjäckchen nach Hamburg reist und mit einem quietschgelben Friesennerz auf der Haut wieder nach Hause kommt. Denn statistisch gesehen, schlägt das Wetter spätestens an Tag zwei des langen Wochenendes um. Und statistisch gesehen, landet ein nicht unerheblicher Teil derjenigen, die vom Hamburger „Schmuddelwetter“ überrascht werden, in Eimsbüttel. Genau genommen in der Osterstraße 169. Denn dort befindet sich die erste Adresse, wenn es um regenfeste Kleidung geht, die noch dazu gut aussieht. Bei „Derbe & Support“ gibt es Gummijacken der Hausmarke „Derbe“ in allen möglichen Farbkombinationen und Größen. Und wer Hamburg schon jetzt in sein Herz geschlossen hat, zeigt das ab sofort mit dem Stadtwappen auf der Brust.
Mit dem guten Gefühl im Bauch, dem Wettergott gezeigt zu haben, wie der Hase läuft, lässt sich dann auch entspannt nach einer Frühstücks-Location Ausschau halten, damit das wohlige Kribbeln im Magen nicht durch ein nerviges Knurren ersetzt wird. Ein Stück die Osterstraße runter, vorbei am gleichnamigen S-Bahnhof, liegt an der Kreuzung zum Eppendorfer Weg das „Vesper’s„. Samstags ab 10 Uhr gibt es hier ein Frühstücksbuffet (6,50 Euro ohne Getränke), sonntags die Brunch-Variante ab 11 Uhr (16,50 Euro inklusive Getränke).
Wenn man nicht der Versuchung erliegt, den ganzen Tag im „Versper’s“ sitzenzubleiben, Kaffee zu schlürfen, Kuchen zu essen und durch die großen Fenster das Treiben auf der Straße zu beobachten, kann man sich von hier aus selbst auf den „Laufsteg“ begeben und den vielen kleinen Läden entlang des Eppendorfer Weges einen Besuch abstatten. Von handgemachter Mode und individuellem Schmuck über kreative Wohnaccessoires bis hin zu Delikatessen ist hier alles zu finden – und das fernab des Gewimmels in den großen Einkaufsstraßen und Centern.
Nicht entgehen lassen sollte man sich die „Kaffeerösterei Burg„. Seit 90 Jahren wird hier, am Eppendorfer Weg 252, Kaffee geröstet und verkauft. Beim Betreten des Ladens fühlt sich der Besucher dann auch direkt einige Jahrzehnte zurückkatapultiert. Dafür sorgen die alten Kaffeemühlen, der große Röster im Eingangsbereich und die vielen kleinen Schubladen und Regale, in denen neben Kaffee und jeder Menge Naschereien jedes nur erdenkliche Zubehör für einen ausgiebigen Kaffeeklatsch zu finden ist. Den Duft von frischem Kaffee in der Nase, macht das Stöbern gleich doppelt Spaß.
Zum Laden gehört auch ein Kaffeemuseum, in dem man alles über die Bohne, ihre Herkunft und ihre Verarbeitung erfahren kann. Am Wochenende kommt man hier allerdings nur mit vorheriger Anmeldung rein. Unter der Woche ist das Museum bis 14 Uhr geöffnet.
Am Ende des Eppendorfer Weges geht es nach rechts Richtung U-Bahnhof Eppendorfer Baum. Unterwegs dorthin überquert man die kleine Brücke über den Isebeker Kanal, von der aus man bei schönem Wetter eine wunderbar-romantische Aussicht über das Wasser hat. Die Station Eppendorfer Baum liegt an der U3, die im Kreis verkehrt, sodass man ohne umzusteigen in wenigen Minuten im Ausgehviertel an der Sternschanze oder zurück im Kiez auf St. Pauli ist.
In ihre Überlegungen zur Abend- und Nachtgestaltung auf jeden Fall mit einbeziehen sollten Indie-Fans den „Golden Pudel Club“ in der Nähe des Fischmarktes. Hier finden regelmäßig Konzerte und Partys mit deutschen und internationalen Bands aus der Szene statt. Bekannt wurde der Schuppen, der unter anderem von „Studio Braun“-Mitglied Rocko Schamoni betrieben wird, als Brutstätte der so genannten „Hamburger Schule“, zu der Bands wie Blumfeld, Tocotronic oder Die Sterne zählen.
Wer bis zum Morgengrauen durchhält, sollte zum sonntäglichen Frühstück (oder zum Weiterfeiern, je nachdem, was die Kondition so hergibt) auf dem Fischmarkt nebenan vorbeischauen. Untermalt von Live-Musik in der Markthalle und dem Geschrei der Händler können hier neben jeder Menge Meeresgetier, Obst und Gemüse auch Blumen und Klamotten erworben werden. Den Hering gibt es mitunter gratis obendrauf. Los geht der Trubel im Sommer (ab April bis einschließlich Oktober) um fünf Uhr morgens, im Winter um sieben Uhr. Und um 9:30 Uhr ist schon wieder alles vorbei.
Text & Bilder © Katja Thiede